Mathematische Definitionen

15. September 2025

Zahlenmengen verstehen, Gleichungen systematisch lösen, Funktionen definieren und Definitionsbereiche bestimmen

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Von Zahlenmengen über Gleichungen bis zu Funktionen - Das mathematische Fundament für das Studium


Einführung

Warum sind Definitionen so wichtig?

Mathematische Definitionen sind wie das Alphabet einer Sprache - ohne sie können wir die komplexeren "Sätze" der höheren Mathematik nicht verstehen oder formulieren. Dieses Kapitel legt das Fundament für Ihr gesamtes mathematisches Studium.

Willkommen zum dritten Kapitel unseres Mathematik-Vorkurses! Nachdem wir die Grundlagen der Arithmetik und Bruchrechnung gemeistert haben, tauchen wir nun in die Welt der mathematischen Definitionen ein.

In diesem Kapitel lernen Sie:

  • Die wichtigsten Zahlenmengen kennen und unterscheiden
  • Gleichungen systematisch lösen
  • Funktionen definieren und verstehen

🔢 Die Zahlenwelten - Zahlenmengen verstehen

Merkhilfe für Zahlenmengen

Stellen Sie sich die Zahlenmengen wie ineinander geschachtelte Boxen vor: ist in enthalten, ist in enthalten, und so weiter. Jede größere Box enthält alle Zahlen der kleineren Boxen plus zusätzliche Zahlen.

Natürliche Zahlen ()

Die natürlichen Zahlen sind unsere "Zählzahlen":

Merkhilfe: "Natürlich" zählen wir von 1 aufwärts!

Anwendungsbeispiele:

  • "5 Äpfel im Korb"
  • "12 Studierende in der Vorlesung"

Ganze Zahlen ()

Erweitern wir die natürlichen Zahlen um Null und negative Zahlen:

Merkhilfe: "Z" wie "Zahlen" - alle ganzen Zahlen!

Anwendungsbeispiele:

  • "-5°C" (Temperatur unter dem Gefrierpunkt)
  • "50m über dem Meeresspiegel"

Rationale Zahlen ()

Alle Zahlen, die als Bruch darstellbar sind:

Merkhilfe: "Q" wie "Quotient" - alle Brüche!

Beispiele:

  • 1/2 = 0,5
  • 3/4 = 0,75
  • -2/3 = -0,666...
  • 5 = 5/1 (jede ganze Zahl ist auch rational!)

Reelle Zahlen ()

Alle Zahlen auf der Zahlengeraden, einschließlich irrationaler Zahlen:

Merkhilfe: "R" wie "Real" - alle "echten" Zahlen auf der Zahlenlinie!

Irrationale Zahlen

Irrationale Zahlen können nicht als Bruch dargestellt werden und haben unendlich viele nicht-periodische Dezimalstellen:

  • π ≈ 3,14159...
  • √2 ≈ 1,41421...
  • e ≈ 2,71828...

Komplexe Zahlen ()

Zahlen der Form a + bi (werden im Grundstudium eingeführt):

📏 Intervallnotation - Bereiche elegant beschreiben

Geschlossene Intervalle [a, b]

Definition: Alle Zahlen x mit a ≤ x ≤ b
Bedeutung: Endpunkte sind enthalten

Beispiel: [1, 5] enthält 1, 2, 3, 4, 5 und alle Zahlen dazwischen

Offene Intervalle (a, b)

Definition: Alle Zahlen x mit a < x < b
Bedeutung: Endpunkte sind NICHT enthalten

Beispiel: (0, 10) enthält alle Zahlen zwischen 0 und 10, aber nicht 0 und 10 selbst

Halboffene Intervalle

  • [a, b): a ist enthalten, b nicht
  • (a, b]: a ist nicht enthalten, b ist enthalten

Unendliche Intervalle

  • [0, ∞): Alle Zahlen ≥ 0
  • (-∞, 5]: Alle Zahlen ≤ 5
  • : Alle reellen Zahlen (= )

️ Gleichungen verstehen und lösen

Was ist eine Gleichung?

Eine Gleichung ist eine Aussage, dass zwei mathematische Ausdrücke gleich sind.

Beispiel: 2x + 3 = 11

Häufiger Fehler beim Gleichungslösen

Niemals durch eine Variable teilen! Wenn Sie durch x teilen, können Sie Lösungen verlieren. Bringen Sie stattdessen immer alles auf eine Seite und faktorisieren Sie.

Falsch: x² = 5x → x = 5 (x = 0 wurde vergessen!) Richtig: x² - 5x = 0 → x(x - 5) = 0 → x = 0 oder x = 5

Äquivalenzumformungen - Die goldenen Regeln

Regel 1: Gleiche Zahl zu beiden Seiten addieren/subtrahieren

Regel 2: Beide Seiten mit derselben Zahl (≠ 0) multiplizieren/dividieren

Regel 3: Beide Seiten potenzieren (Vorsicht bei geraden Exponenten!)

Lösungsschema für lineare Gleichungen

Systematisches Gleichungslösen

Mittel

Lösen Sie die Gleichung Schritt für Schritt:


Verwenden Sie das 5-Schritte-Schema:

  1. 1. Klammern auflösen
  2. 2. x-Terme auf eine Seite sammeln
  3. 3. Zahlen auf die andere Seite sammeln
  4. 4. Durch den Koeffizienten von x teilen
  5. 5. Probe machen

📈 Funktionen - Mathematische Maschinen

Was ist eine Funktion?

Funktionen verstehen

Eine Funktion ist wie eine mathematische Maschine: Sie stopfen einen Wert x hinein (Input), die Funktion verarbeitet ihn nach einer bestimmten Regel, und heraus kommt genau ein Wert y (Output).

Wichtig: Zu jedem x-Wert gibt es genau einen y-Wert.

Eine Funktion f ordnet jedem Element x aus dem Definitionsbereich D genau ein Element y aus dem Wertebereich W zu.

Schreibweise:

Definitionsbereich bestimmen

Vorsicht bei Definitionsbereichen

Frage Sie sich immer: "Für welche x-Werte ist meine Funktion nicht definiert?"

Häufige Problemfälle:

  • Division durch Null → Nenner = 0 ausschließen
  • Negative Werte unter der Wurzel → Radikand ≥ 0 fordern
  • Logarithmus von negativen Zahlen → Argument > 0 fordern

Beispiele mit Erklärung:

  • Definitionsbereich:
  • Begründung: Bei x = 3 würde der Nenner null werden

  • Definitionsbereich:
  • Begründung: Unter der Wurzel muss x-1 ≥ 0 sein

  • Definitionsbereich:
  • Begründung: Im Logarithmus muss 2x-4 > 0 sein

Wertebereich bestimmen

Frage: Welche y-Werte kann die Funktion annehmen?

Beispiele:

(für )

  • Wertebereich:
  • Begründung: Quadratzahlen sind nie negativ

  • Wertebereich:
  • Begründung: Sinus schwankt zwischen -1 und 1

Umkehrfunktionen - Den Prozess rückgängig machen

Idee: Wenn , dann soll sein.

Voraussetzung: Die Funktion muss injektiv (eineindeutig) sein. Das bedeutet: Jeder y-Wert kommt höchstens einmal vor.

Umkehrfunktion bestimmen

Einfach

Bestimmen Sie die Umkehrfunktion von f(x) = 2x + 3

Verwenden Sie das 3-Schritte-Verfahren:

  1. y = f(x) schreiben
  2. Nach x auflösen
  3. x und y vertauschen

🛠️ Praktische Anwendungen

Beispiel 1: Handytarif-Vergleich

Tarif A: 10€ Grundgebühr + 0,15€/Min
Tarif B: 5€ Grundgebühr + 0,20€/Min

Funktionen:

  • A(x) = 10 + 0,15x
  • B(x) = 5 + 0,20x

Tarifvergleich

Mittel

Ab wie vielen Minuten ist Tarif A günstiger als Tarif B? Lösen Sie die Ungleichung A(x) < B(x).

Beispiel 2: Wassertank-Problem

Ein 1000L Tank wird mit 50L/Min gefüllt.

Funktion: V(t) = 50t (für t ≤ 20)

  • Definitionsbereich: [0, 20] (Tank läuft nach 20 Min über)
  • Wertebereich: [0, 1000]

🔧 Häufige Fehler vermeiden

Klassischer Fehler: Division durch Variable

❌ Falsch:

Problem: Die Lösung x = 0 wurde "verloren"!

✅ Richtig:

Definitionsbereich nicht vergessen

❌ Falsch: Bei ist für alle

Problem: √((-2)²) = √4 = 2 ≠ -2

✅ Richtig: f(x) = √(x²) = |x|

📋 Cheat Sheet - Schnellreferenz

Zahlenmengen-Hierarchie

Intervall-Notation

NotationBedeutungBeispiel
[a,b]a ≤ x ≤ b[1,5]
(a,b)a < x < b(0,10)
[a,b)a ≤ x < b[0,1)
(a,∞)x > a(5,∞)

Definitionsbereich-Checks

  • Bruch: Nenner ≠ 0
  • Wurzel: Radikand (in )
  • Logarithmus: Argument > 0

Umkehrfunktion finden

  1. y = f(x) schreiben
  2. Nach x auflösen
  3. x ↔ y vertauschen

🎯 Übungsaufgaben

Zahlenmengen zuordnen

Einfach

Ordnen Sie zu: π, -5, 2/3, √16, √2

  • Welche gehören zu ?
  • Welche sind rational?
  • Welche sind irrational?

Definitionsbereiche bestimmen

Mittel

Bestimmen Sie D: a) f(x) = 1/(x²-4)
b) g(x) = √(3x+6) c) h(x) = ln(x²-1)

Gleichungen lösen

Mittel

a) 2(x-3) = 4x + 2
b) x² - 5x = 0
c) √(x+1) = 3

Umkehrfunktionen finden

Mittel

Bestimmen Sie f⁻¹(x) für:
a) f(x) = 3x - 7
b) f(x) = (x+2)/4

💡 Zusammenfassung

Das haben Sie gelernt

In diesem Kapitel haben wir die mathematischen Grundbausteine kennengelernt:

  1. Zahlenmengen bilden die Struktur der Mathematik
  2. Gleichungen lösen ist systematisches Arbeiten mit Äquivalenzumformungen
  3. Funktionen sind das Werkzeug zur Beschreibung von Zusammenhängen
  4. Definitionsbereiche zeigen uns die Grenzen unserer Funktionen

Diese Konzepte sind fundamental für alle weiteren mathematischen Themen. Üben Sie diese Grundlagen intensiv - sie werden Ihr mathematisches Fundament für das gesamte Studium!

Im nächsten Kapitel beschäftigen wir uns mit Proportionalität und Prozentrechnung - den praktischen Anwendungen dieser Konzepte im Alltag.